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Die Brüder Krekula |
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Der Geist der Toten
Wilma war eines schönen Spätherbsttages mit ihrem Freund Simon zu einem heimlichen Tauchgang aufgebrochen. Während die beiden unter Wasser in eisiger Kälte ein 60 Jahre altes, verschollenes Flugzeugwrack untersuchen, kappt jemand oben auf dem See die Sicherungsleine und schiebt eine Tür über das Eisloch. Wilma und Simon haben keine Chance und sterben unter dem Eis. Erst Monate später treibt Wilmas Leiche an Land. Sowohl Anna-Maria Mella als auch Rebecka Martinsson ahnen sofort, dass Mord hinter der Sache steckt – die eine, weil sie über genügend Erfahrung im Polizeijob und eine gute Spürnase verfügt, die andere, weil ihr Wilma im Traum erschienen ist. Auch fortan begleitet Wilma den Leser als Erzählerstimme und „spukt“ im wahrsten Sinn des Wortes in der Geschichte herum. Das hätte schiefgehen können. Ist es aber nicht. Denn Åsa Larsson hat bereits in „Der schwarze Steg“ und „Weiße Nacht“ bewiesen, dass sie mit hoher sprachlicher Qualität und großer imaginärer Kraft in der Lage ist, schöne Bilder und Metaphern zu schaffen, die man ihr ohne mit der Wimper zu zucken auch dann abnimmt, wenn sie ins Übernatürliche, in „die andere Wirklichkeit“ übergehen. Wilmas Geist stört also in dieser Kriminalgeschichte in keiner Weise, im Gegenteil verleiht sie dem Roman lyrische Schönheit.
Gut? Böse? Wer trägt die Urschuld?
Große Sensibilität beweist Larsson außerdem erneut in der Figurenzeichnung, insbesondere in der der Brüder Krekula. Hier der jüngere, gebieterische, rücksichtslose Tore, der Hjalmar drangsaliert und befehligt, wo es nur geht. Dort der dicke, brutale Hjalmar, der den tumben Toren gibt. Tore hat Macht über seinen älteren Bruder gewonnen, weil der ihn einmal im Wald alleine zurückließ, als die beiden noch Kinder waren. Zwar ist Tore nichts passiert und er ist nach einer Woche unversehrt wieder aufgetaucht, doch der Zorn des Vaters und die totale, vernichtende Ignoranz der Mutter waren Hjalmar fortan gewiss. Der hat die Schuld angenommen und seinen Frust fortan buchstäblich in sich hineingefressen. Auch der Leser lernt Hjalmar zunächst von seiner unsympathischen Seite als brutalen Handlanger seines Bruders kennen. Doch im Verlauf des Romans relativieren sich Gut und Böse, verkehren sich in ihr Gegenteil, und die Szenen zwischen Rebecka und Hjalmar, die die ganze Wahrheit peu à peu zutage fördern, gehören zu den berührendsten im ganzen Roman. Hjalmar ist keine Randfigur, die man schnell vergisst. Hjalmar bleibt einem noch lange, nachdem man das Buch aus der Hand gelegt hat, im Gedächtnis. Hierin zeigt Åsa Larsson ganz große literarische Qualitäten, und es sind eben die, wie sie sich in Hjalmars und Wilmas Geschichte zeigen, die „Bis dein Zorn sich legt“ und Åsa Larsson aus der Krimimasse hervorheben. So ist „Bis dein Zorn sich legt“ nicht nur ein in sich stimmiger Krimi, sondern auch ein vielschichtiger Roman.![]() |
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Starke Bilder von Menschen und ihren Bildern
Da ist natürlich Rebecka selbst, die, nachdem sie in „Weiße Nacht“ ihren Freund tot vorgefunden hat und in die Psychiatrie eingeliefert wurde, jeden Tag darum kämpft, in den Alltag und zu sich selbst zurück zu finden. Da sind ferner die dekadenten, Kokain schnupfenden und in inzestuöser Liebe verbundenen Geschwister Inna und Diddi. Während Diddi immer mehr versumpft und sich von Mauris korrumpieren lässt, durchschaut Inna, was Mauris treibt und vollzieht glaubwürdig geschildert eine Abkehr von ihm – was ihr das Leben kosten wird. Dann sind da noch die ermittelnden Kommissare Sven-Erik Stålnacke und Anna-Maria Mella, die mit jeder Zeile lebendiger werden und an Tiefe gewinnen. Vor allem aber ist dort Ester, Mauris Halbschwester, die bei samischen Pflegeeltern aufgewachsen ist und die in der Zeit sowohl zurück als auch nach vorne blicken kann, die außerdem ein großartiges Bild von sich und ihrer Pflegemutter schafft, das so plastisch, so grandios beschrieben ist, dass es einen beim Lesen direkt ins Herz trifft, und es sind ihre, Rebeckas und Anna-Marias, Esters und Innas, Diddis und Mauris Geschichten, die in den Bann ziehen, von denen große suggestive Kraft ausgeht – vor allem von Esters -, sodass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte, ehe es zu seinem Schluss gekommen ist.Buchtipp |
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Kristallklar und doch unergründlich
Dabei erzählt Åsa Larsson zwar auch von der Globalisierung, vom Kapitalismus, von Macht und Moral, aber ihr Ton ist nicht aufgesetzt, nicht pathetisch, ihr Anliegen nicht mit großer Geste und viel Emphase vorgetragen, sondern verbirgt sich in den vielen Nuancen ihrer Charaktere, in deren Lebenswegen und –entwürfe. Dabei bleibt in der Erzählung immer ein bisschen Raum für das Metaphysische, ohne dass es kitschig oder abwegig würde. Im Gegenteil. „Der schwarze Steg“ zu lesen ist ein wenig wie aus einem kristallklaren, kalten Bergsee zu trinken – erfrischend und belebend, aber man erahnt unergründliche Tiefen darunter. Nach diesem Erlebnis betrachtet man die Welt mit anderen Augen. Keine Frage: „Der schwarze Steg“ ist Åsa Larssons bestes und stärkstes Buch bisher. Bitte mehr davon – selbst wenn bis zum vierten Roman wieder zwei oder gar drei oder vier Jahre vergehen sollten …!![]() |
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Mord in der Mittsommernacht. Die Pastorin Mildred Nilsson
wird tot in ihrer Kirche nahe Kiruna aufgefunden. Verdächtige gibt
es viele - denn Nilssons radikales Engagement für Frauen (und für
eine in der Gegend streunende Wölfin) rief bei vielen Männern
Hohn, Wut und offenen Hass hervor. Rebecka Martinsson, die in Larssons
Debütroman "Sonnensturm" den Mord an ihrem Jugendfreund
Viktor Strandgård aufklärte und dabei in Notwehr die Mörder
erschoss, gelangt eher zufällig und etwas widerwillig wieder in
die Gegend ihrer Kindheit. Psychisch stark angeschlagen, will sie eigentlich
mit den laufenden Ermittlungen nichts zu tun haben, doch schließlich
wird sie doch in den Fall hineingezogen.
Erneut lässt Åsa Larsson im kirchlichen Milieu morden. Fast
könnte man meinen, die Autorin wolle das neue Subgenre eines Religionskrimis
begründen und warum eigentlich nicht? Anders als etwa bei Helena
von Zweigbergks "Was Gott nicht sah" (2004) schafft es Åsa
Larsson nämlich den religiösen Hintergrund und seine Figuren
glaubwürdig und authentisch in den Krimi zu integrieren. Das gleiche
gilt für die Figur der Rebecka Martinsson, die, da noch von den
Ereignissen des letzten Jahres gezeichnet, genügend Raum für
die anderen Charaktere lässt. Das schafft außerdem Platz
für Intrigen, Gefühle und zwischenmenschliche Beziehungen,
die entfaltet, hinterleuchtet und ausgelotet werden. Das verleiht den
den wichtigen Figuren wie Teddy, Lars-Gunnar, Mimmi oder Lisa Biographien
und gibt ihnen Konturen. Åsa Larsson erweist sich dabei als präzise
und einfühlsame Beobachterin. So entsteht alles in allem ein mit
Kiruna landschaftlich passendes Panorama wie auch ein Mosaik menschlicher
Lebensläufe. Das bereitet zugleich den Boden für eine spannende
und gekonnt komponierte Krimigeschichte, die gerade aufgrund ihrer menschlichen
Verwicklungen und starken Figuren zu fesseln weiß. Oben drauf
gibt's einen Leckerbissen für die LiteraturwissenschaflterInnen
in uns: Die Geschichte der Wölfin, die aus ihrem Rudel in Russland
hinüber nach Schweden vertrieben wird und ebenso ums Überleben
kämpft wie Rebecka, ist eine nette, "fabelhafte" Metapher.
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Dass er stirbt, passiert Viktor Strandgård
durchaus nicht zum ersten Mal. Åsa Larssons Krimidebüt
aus dem Jahr 2003 weckt gleich mit dem ersten Satz die Neugier des Lesers.
Schließlich geschieht es nicht alle Tage, dass jemand häufiger
als ein Mal stirbt. Noch dazu handelt es sich bei Viktor Strandgård
um den strahlenden und charismatischen Führer der freikirchlichen
Gemeinde Kirunas.
Sein Erlebnis eines Beinahe-Todes als Jugendlicher verändert den
jungen Viktor und seine Heimatstadt. Im festen Glauben daran, dass eine
neue freikirchliche Bewegung ihren Anfang in Kiruna nehmen wird, schafft
Viktor die Vereinigung der drei freikirchlichen Gemeinden Kirunas zur
"Kirche der Kraftquelle".
Doch jetzt liegt Viktor also tot vor dem Altar der Kirche der Kraftquelle.
Ermordet. Bestialisch zugerichtet, mit abgehackten Händen, ausgestochenen
Augen und hervorquellendem Gedärm. Alles deutet auf einen Ritual-Mord,
mystisch beleuchtet vom ewigen Nordlicht.
Aus einer anderen Welt scheint auch Sanna, Viktors
Schwester, zu stammen, der der tote Viktor im Traum erschienen war und
sie so zum Tatort geführt hat. Als dann die Tatwaffe und Viktors
Bibel bei Sanna gefunden werden, gerät diese unter Mordverdacht.
Sanna wendet sich in ihrer Verzweiflung an ihre ehemalige Freundin Rebecka
Martinsson, jetzt Steueranwältin in Stockholm.
In ihrer Heimatstadt heißt man Rebecka nicht gerade mit offenen
Armen willkommen, wurde sie doch einst von den drei Pastoren und den
Älteren Brüdern aufgefordert, die Gemeinde zu verlassen. Warum,
das bleibt zunächst im Dunkeln und wird peu à peu in Rückblicken
Rebeckas dem Leser enthüllt. Auch das ein Erzählstrang, der
Spannung erzeugt und stetig zum Weiterlesen verführt.
Leichter werden die Ermittlungen auch nicht dadurch, dass die Gemeinde
eine Mauer des Schweigens errichtet. Rebecka trifft auf offene Ablehnung,
Hass, ja sogar eine Morddrohung wird gegen sie ausgesprochen. Dennoch
gelingt es ihr, Stück für Stück die ökonomischen
Tricksereien und finanziellen Verwicklungen der drei Pastoren und ihrer
Gemeinde aufzudecken, was Rebecka zum zugleich fulminanten wie bedrückenden
Schluss in Lebensgefahr bringt.
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Dunkle, geheim gehaltene sexuelle Verhältnisse
der Pastoren mit ihren Gemeindemitgliedern sind ein weiteres, starkes
Motiv in "Sonnensturm". Dass am Ende nicht alles aufgeklärt
wird, sondern dass das Motiv des sexuellen Missbrauchs an Sannas minderjährigen
Kindern Sara und Lova im Ungewissen bleibt, macht das Buch nicht schwächer.
Im Gegenteil.
"Sonnensturm" bereichert sich nicht auf Kosten des streng-konservativen,
sektenähnlichen freikirchlichen Milieus, um es als reißerische
Folie für den Krimi-Plot auszunutzen. Vielmehr ist es gerade der
Eindruck, man habe eben erst die Spitze des Eisbergs offen gelegt, der
von Åsa Larssons sensiblem menschlichen wie literarischen Gespür
der schwierigen Thematik gegenüber zeugt und den Roman trotz des
äußerst brutalen und blutrünstigen Mordes an Viktor
Strandgård positiv aus der Masse hervorhebt.
Doch Åsa Larsson überzeugt nicht nur im
Umgang mit der Materie - ihr Onkel ist Pastor einer Læstadianischen
Kirche -, sondern auch ihre Figurenzeichnung ist facettenreich. Hervorzuheben
sind neben Pastor Thomas Söderberg vor allem Sanna, die "Sensible",
die sich aus der Wirklichkeit ausklinkt, wenn es brenzlig wird und ihre
Mitmenschen stattdessen in einer scheinbar unwissend-kindlich naiven
Art manipuliert, das zu tun, was sie sich selbst nicht traut, und Rebeckas
Chef Måns Wenngren. Der verlassene Ehemann und das versoffene
Ekel, als das er zu Beginn porträtiert wird, entpuppt sich im Verlauf
der Geschichte als eigentlich recht sensibler, wenn auch desillusionierter,
Mann und loyaler Chef.
Alles in allem also ein gelungenes Krimidebüt, das zudem schon
rein geografisch eine Bereicherung in der schwedischen Krimilandschaft
darstellt und den bisherigen Epizentren des Verbrechens Göteborg,
Stockholm und Ystad das vom Nordlicht durchflutete, bitterkalte spätwinterliche
Kiruna entgegensetzt. Umso bedauerlicher, dass niemandem beim Verlag
aufgefallen zu sein scheint, dass der ermordete Viktor Strandgård
auf den Klappentexten permanent "Stråndgard" heißt
- ein ärgerlicher, weil überflüssiger Fehler.
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Nachdem Viktor Strandgård das erste Mal gestorben
war, hatten sich in der nordschwedischen Stadt Kiruna drei evangelikale
Kirchen zusammengeschlossen und ihn als charismatischen Prediger verehrt.
Doch nun liegt er grausam verstümmelt vor dem Altar der neuen Vereinigungskirche.
Das zwingt die Wirtschaftsanwältin Rebecca Martinsson in ihre alte
Heimatstadt zurück, denn die tatverdächtige Schwester des
Ermordeten bittet eindringlich um ihre Hilfe. Rebecca muss sich in Kiruna,
das sie einst fluchtartig verlassen hat, unliebsamen Erinnerungen aus
ihrer eigenen Vergangenheit stellen. Aus gutem Grund, denn diese Vergangenheit
droht sie nun mit tödlicher Gewalt einzuholen ...
Ausgezeichnet als bestes Krimidebut Schwedens, überzeugt "Sonnensturm"
von Åsa Larsson auch in der einfühlsamen Übersetzung
von Gabriele Haefs. Die von Schnee und Eis umgebene, nur vom Polarlicht
erhellte Stadt Kiruna bildet einen beklemmenden Hintergrund für
die Sogwirkung religiöser Sektendynamik. Der stehen allerdings
auch handfeste Charaktere wie die hochschwangere Polizeiinspektorin
Anna-Maria Mella und nicht zuletzt auch Rebecca Matinsson gegenüber.
Von der ersten bis zur letzten Seite spannungsgeladen, macht dieser
Roman neugierig auf mehr aus der Feder von Åsa Larsson.