Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
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"Der Sonntagsmann" von Thomas Kanger

Von Recht und Gerechtigkeit
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Thomas Kanger fordert in „Der Sonntagsmann“ das Gerechtigkeitsgefühl heraus und eine Auseinandersetzung mit dem Für und Wider der Verjährungsfrist für Mord.

„Ich glaube, es ist eine kluge Lösung, dass Mord nach 25 Jahren verjährt. (…) Es ist eine Art von Gnade, dass die Strafe abgeschrieben wird und man weiter gehen kann“, so Thomas Kanger 2004 im Interview mit der schwedischen Zeitung Aftonbladet anlässlich der Vorstellung seines Krimis „Der Sonntagsmann“, der nun auch auf Deutsch vorliegt. Darin beschäftigt sich der 55jährige Autor und Journalist mit den moralischen und ganz praktischen Implikationen der Verjährung von Mord. Anders nämlich als in Deutschland, wo 1979 die Verjährung von Mord gänzlich abgeschafft wurde, da Taten, die während des Dritten Reiches begangen wurden, drohten, der Gerichtsbarkeit zu entkommen, kann in Schweden Mord nach 25 Jahren nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden. So bleiben der 36jährigen Kommissarin Elina Wiik im „Sonntagsmann“ nur noch drei Wochen, um den Mord an Ylva Malmberg aufzuklären und herauszufinden, was mit deren erst wenige Monate altem Baby geschah, das seit dem Mord verschwunden ist.

Ein Mord, der ungesühnt zu verjähren droht

Dabei ist es zunächst nur der Protektion durch Steve Klinga von der Reichskriminalpolizei in Stockholm zu verdanken, dass sich Elina überhaupt des Falls annehmen darf. Ihr neuer Chef Jönsson nämlich ist gar nicht begeistert, dass sich seine junge Kommissarin den langweiligen Routineangelegenheiten durch die Ermittlungen in dem 25 Jahre zurückliegenden Mordfall zu entziehen droht und so wird er nicht müde, der ohnehin ungeliebten Mitarbeiterin Steine in den Weg zu legen.


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Doch am Ende muss Elina erkennen, dass man sie für ganz andere politische und persönliche Zwecke missbraucht hat. Damit schließt sich der Kreis, denn wo Ylva, das ergeben Elinas Recherchen, physischer Gewalt ausgesetzt war, ist es Elina psychischer. Doch auch Elina weiß ihre Macht wenn nicht zu miss-, dann doch sehr gezielt zu gebrauchen, um Menschen so zu manipulieren, dass sie ihren Willen bekommt. Hier wie dort, heute wie damals geht es also um Macht, Abhängigkeiten und dem Ausgesetztsein von Macht beziehungsweise Mächtigeren. Im Vordergrund steht jedoch die Suche nach Ylvas Mörder und dem sehr engen Zeitfenster, den die Verjährungsfrist setzt.

Ist es gerecht, dass der Mörder Gnade erfährt, während seinem Opfer die Chance auf ein Weiterleben auf immer versagt bleibt?

Dabei geht es Thomas Kanger jedoch nicht um den vordergründigen, billigen und flüchtigen Spannungsmoment, den der Wettlauf gegen die Zeit unweigerlich mit sich bringt. Vielmehr gewinnt die Frage nach dem Für und Wider der Verjährung von Mord angesichts neuer technischer Möglichkeiten, wie sie die DNA-Analyse heute liefert, an Aktualität, und wie brisant und kontrovers das Thema von Verjährung, Vergebung, Rache und Gnade ist, hat zuletzt auch die heftige Debatte um Christian Klars Gnadengesuch gezeigt. Zwar verjährt Mord nicht, aber die lebenslängliche Haft, zu der der RAF-Terrorist im April 1985 verurteilt wurde, beinhaltet nach deutschem Recht und Gesetz dennoch die Chance auf Resozialisierung, auf ein Leben „danach“ – auch für einen mehrfachen Mörder. So hat Bundespräsident Köhler das Gnadengesuch zwar abgelehnt, aber nach Verbüßen seiner Mindesthaftzeit von 26 Jahren wird Christian Klar 2009 auf freien Fuß gesetzt werden. Auch das ist eine Art von Gnade denjenigen gegenüber „die gnadenlos Ehefrauen die Männer und Kindern die Väter weggemordet haben mit dem Ziel, unsere Demokratie zu zerstören“, so Volker Kauder in der BamS in seiner Argumentation gegen das Gnadengesuch.

Recht ist nicht gleich Gerechtigkeit

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Genauso wie in dieser Diskussion Rechts- und Gerechtigkeitsempfinden nicht immer konform gehen und gegeneinander streiten, endet auch „Der Sonntagsmann“ mit einem überraschenden Finale, das herausfordert, über das Für und Wider einer Verjährungsfrist für Mord nachzudenken, insbesondere, da heutzutage mit der DNA-Technik neue Möglichkeiten bestehen, auch länger zurückliegende Morde aufzuklären und die Täter zu überführen. Denn tatsächlich gelingt es Elina, das Rätsel um den Mord an Ylva und der Vaterschaft ihres Kindes zu klären – beides hängt nämlich unmittelbar zusammen. Doch von einem „Happy End“ zu sprechen, wäre falsch. Vielmehr löst das Romanende widersprüchliche Gefühle aus. Die „ganz natürlichen“, „primitiven“ Rachegelüste geraten hier in Konflikt mit einer demokratischen, aufgeklärten Gesellschaft und einer zivilisierten Rechtssprechung, die Mördern mit der Verjährungsfrist die Chance gibt, diesen Teil ihres Lebens hinter sich zu lassen, weiterzugehen, vielleicht einen neuen Anfang zu machen – wo es für das Opfer definitiv keinen weiteren Anfang, kein Weiterleben geben wird. Am Ende bleibt es jedem einzelnen Leser selbst überlassen, zu entscheiden, wer schließlich zu den Gewinnern und wer zu den Verlierern zu zählen ist, oder ob es überhaupt eindeutig Gewinner und Verlierer gibt. Kurz: „Der Sonntagsmann“ ist ein im besten Sinne ganz gewöhnlicher skandinavischer Krimi, der die äußere Form des Genres nutzt, um über ganz andere Dinge zu sprechen und spannend zu unterhalten.

Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
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